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Hani Balbicy (25) wurde in Damaskus geboren und lebt seit über 6 Jahren in Deutschland. Seit kurzem besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Wir sprachen mit ihm über die Flucht, seine Ankunft in Deutschland und das Recht auf soziale, kulturelle und demokratische Teilhabe.

 

Wie kam es, dass Sie Syrien verlassen mußten?

Ich kann mich erinnern. Mein Vater war Sachbearbeiter in Damaskus. Er hatte Probleme mit islamistischen Gruppen. Er bekam Drohanrufe. Sie wollten dass er Syrien verlässt, sonst würden sie seiner Familie, also uns, etwas antun. Das haben wir sehr ernst genommen. Meine Schwester, meine Eltern und ich verließen also unser Land.

 

Sind Sie direkt nach Berlin gekommen?

Nein, wir sind wie so viele andere mit dem Boot übers Mittelmeer gekommen. Über Italien und die Niederlande kamen wir schließlich nach Deutschland. Irgendwann sind wir dann in Berlin gelandet. Wir mussten uns bei der Lageso melden und wohnten in verschiedenen Unterkünften. Das war wirklich schwierig. Es war einfach voll. Die vielen Menschen, mit Kindern und alten Leuten, das war chaotisch und laut. Die Küchen, Duschen und Toiletten waren oft schmutzig.

 

Wie ging es danach weiter für Sie?

Nachdem unser Antrag auf Asyl bewilligt wurde, hatte einen intensiven Deutschkurs. Das hat mir viel geholfen. Wir wußten aber trotzdem nicht, was wir hier tun sollten. Dann kam die Idee mit der Ausbildung. So was gibt es in Syrien nicht, aber ich fand es toll. Mit Hilfe eines Vereins  habe ich einen Platz bei der Berliner Stadtreinigung gefunden. Alleine hätte ich das wohl nicht geschafft. Meine Eltern haben vor 2 Jahren ein Kaffee eröffnet. Meine Schwester wartet auf einen Studienplatz.

 

Wie haben sie diese Zeit des Ankommens in Erinnerung?

Das Schlimme war die Situation währen des Asylverfahrens. Während dieser Zeit darf man nichts machen. Noch nicht mal einen offiziellen Deutschkurs kann man besuchen. Niemand darf arbeiten gehen oder kann sich eine Wohnung suchen. Man soll das Asylverfahren abschließen bevor man an irgendetwas teilhaben darf. So ein Verfahren dauert oft über ein Jahr. In dieser Zeit ist man total gefangen.

 

Und heute?

Heute habe ich als einziger aus meiner Familie die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit Juni habe ich einen Pass. Meine Eltern bekommen aber noch Leistungen vom Jobcenter, weil das Kaffee noch nicht genug einbringt. Dabei arbeiten sie wahnsinnig viel. Aber es reicht nicht. Wer Sozialhilfe bezieht oder Arbeitslosengeld bekommt, kann kein Deutscher werden. Ich bin der einzige in meiner Familie mit einem festen Einkommen.

 

Sie dürfen zum ersten mal auch wählen. Werden sie zur Wahl gehen?

Ja, natürlich. Jeder muss das machen. Gibt es in Deutschland wirklich viele Leute, die nicht wählen gehen? Mir sind Umweltthemen besonders wichtig. Aber ich fände es auch gut, wenn Parteien sich für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft einsetzen würden. Jeder Mensch, der fliehen muss, sollte Schutz und eine Perspektive bekommen. Wer Waffen exportiert, befördert Krieg und zwingt Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Es ist auch schrecklich was in Afghanistan geschieht. Ich hoffe die Menschen dort können sich retten oder es wird ihnen geholfen.


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  • Abschiebungen stoppen und Bleiberecht ausbauen, Seenotrettung sicherstellen.
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